Ernst Reuter
29. Juli 1889–29. September 1953
Die Einweihung der Ernst-Reuter-Oberschule (erster Schulneubau im Wedding seit 1914) stand unmittelbar bevor, als Ernst Reuter starb. Die Schule lag in seinem Wahlkreis. Schüler, Lehrer und Eltern traten spontan an die Bezirksverordnetenversammlung heran mit dem Wunsch, die neue Schule nach ihm zu benennen. Dem Wunsch wurde entsprochen.
Seine Witwe nahm an der Einweihung teil und verfolgte auch später bis zu ihrem Tod die Entwicklung der Ernst-Reuter-Oberschule.
Schülervertreter:innen unserer Schule legen alljährlich zum Todestag einen Kranz am Grabe Ernst Reuters auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf nieder.
Kurzbiographie
Mit 22 Jahren trat er der SPD bei, schloss sich als Kriegsgefangener in Russland den Bolschewiki an und arbeitete als Volkskommissar in der Wolgadeutschen Republik.
Zurück in Deutschland, baute Reuter 1918 die Berliner KPD-Organisation auf, wurde 1921 Generalsekretär der Partei, aus der er ein Jahr später unter dem Vorwurf des Revisionismus (Streben nach Veränderung eines politischen Programms) ausgeschlossen wurde. 1922 trat er wieder der SPD bei, zog in den Berliner Magistrat ein und wurde 1926 zum Dezernenten für die städtischen Verkehrs- und Versorgungsbetriebe ernannt.
Von 1931 bis 1933 war er Oberbürgermeister von Magdeburg und ab 1932 Abgeordneter des Reichstages.
1933 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und war bis zu seiner Flucht in die Türkei 1935 zweimal in einem Konzentrationslager interniert. Von 1939 bis 1945 lehrte er an der Universität von Ankara und war als Berater der türkischen Regierung tätig.
Nach dem Krieg wurde er erneut Verkehrsdezernent in Berlin. 1947 wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister, doch wurde sein Amtsantritt von der sowjetischen Militäradministration verhindert. Erst nach der faktischen Spaltung der Stadt konnte Reuter nach einer erneuten Wahl – diesmal nur im Westteil Berlins – 1948 eine Regierung bilden und wurde nach Erlass einer neuen Verfassung 1950 vom Abgeordnetenhaus zum ersten Regierenden Bürgermeister Westberlins gewählt. Legendär wurden Reuters Durchhalteappelle an die Berliner Bevölkerung und seine unbeugsame Haltung während der Berliner Blockade durch die Sowjetunion von Juni 1948 bis Mai 1949.